12.12.2014

Erschrocken über Mangel an Anteilnahme: Podiumdiskussion über Antisemitismus in Darmstadt

Darmstadt

Bei einer Podiumsdiskussion am Donnerstagabend im Gemeindezentrum der Evangelischen Stadtkirche sprachen der Berliner Rabbiner Daniel Alter und der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Darmstadt, Daniel Neumann, über den Antisemitismus, den deutsche Juden alltäglich erleben.

„Wir konnten der Hasswelle ein kraftvolles Zeichen entgegensetzen.“ Mit diesen Worten zog der Vorsitzende des Fördervereins Liberale Synagoge Darmstadt, Martin Frenzel, am Donnerstag die Bilanz der Aktionswochen gegen Antisemitismus. Die Diskussion unter dem Titel „Zwischen Alltag, Angst und Antisemitismus. Jüdisches Leben in Deutschland und Darmstadt“ markierte am Donnerstagabend den Abschluss der Reihe.

Frenzels Gesprächspartner an diesem Abend waren Rabbiner Daniel Alter aus Berlin und Daniel Neumann von der jüdischen Gemeinde Darmstadt. Alter war vor zwei Jahren bundesweit bekannt geworden, nachdem muslimische Jugendliche ihn wegen seines Judentums brutal zusammengeschlagen hatten. Zuerst sei er wütend gewesen, meinte Alter rückblickend, aber er möchte auch in Zukunft an interkulturellen Projekten mitwirken. „Körperlich habe ich solchen Jungs nichts entgegenzusetzen, aber mein Boxring heißt Dialog und da gewinne ich“, betonte er kämpferisch.

Auf die Frage, woher der Antisemitismus heute komme, antwortete Alter sarkastisch, es sei leichter aufzuzählen, wo es keinen Antisemitismus gebe. Rechts- und Linksextremisten verbreiteten hierbei genauso Judenhass wie Islamisten. Aber auch in der Mitte der Gesellschaft hegten nach jüngsten Studien rund 25 Prozent einen latenten Antisemitismus.

Für Neumann und Alter sind die antisemitischen Demonstrationen im Sommer dieses Jahres nicht überraschend gekommen. Seit Jahren hätten jüdische Gemeinden auf das Hass-Potenzial hingewiesen, betonten beide, verstörend sei für sie aber das Desinteresse der breiten Bevölkerung gewesen.

Insbesondere Neumanns Bilanz fiel bitter aus. Ein Armutszeugnis sei die Solidaritätsdemonstration in Darmstadt gewesen, da trotz Werbung und Beteiligung der lokalen Politik nur wenige Teilnehmer gekommen seien. „Dieser Empathiemangel hat mich erschreckt“, so sein ernüchterndes Fazit.

Den ausführlichen Artikel über die Podiumsdiskussion in Darmstadt finden Sie auf den Seiten von Echo-Online oder in unseremArchiv (PDF, 46KB).

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