Die Zeit, als das Morden erlaubt war
„Vor 75 Jahren wurden in Deutschland 1400 Synagogen geschändet, demoliert, zerstört, verbrannt“, erinnert Daniel Neumann, geschäftsführender Direktor des Verbandes der jüdischen Gemeinden in Hessen. „In einer einzigen Nacht wurden 30 000 jüdische Deutsche in Konzentrationslager deportiert, unter den Augen einer Gesellschaft, die einst als zivilisiert gegolten hatte.“ Doch dies war nur das Präludium für das größte Verbrechen der Menschheit – die Schoah. Von da an seien die deutschen Juden endgültig zu Fremden geworden: schutzlos, würdelos, Freiwild.
Die Neue Synagoge ist überfüllt am Samstagabend. Wer einen Sitzplatz bekommen wollte, ist frühzeitig gekommen. „L’dor vador“ (von Generation zu Generation) intoniert feierlich der Chor der Jüdischen Gemeinde und singt den 23. Psalm „Minnor le David“ (Der Herr ist mein Hirte). Kantor Yachim Kahmany singt den Kaddisch „El male rachamim“, Aviva Steinitz spielt auf der Violine, begleitet von Volodymyr Zaltsman, eine ergreifende Version des Themas aus dem Film „Schindlers Liste“ von John Williams.
„Jude zu sein, heißt sich zu erinnern“, glaubt Neumann, „weil die Geschichten Teil unserer Identität sind“. Er fragt sich jedoch, warum das Erinnern manchmal so aggressive Reaktionen hervorrufe – wie bei der Beschädigung des Glaskubus am Güterbahnhof, den herausgerissenen Stolpersteinen in Gräfenhausen und den eingeworfenen Scheiben in Seeheim-Jugenheim.
Den ausführlichen Artikel über die Gedenkfeier in der Synagoge in Darmstadt finden Sie auf den Seiten von Echo-Online oder in unseremArchiv (19KB).
(Bildquelle: Echo-Online.de)