04.09.2024

Darmstadt: Stadt und Gemeinde feiern Jüdische Kulturwochen

Darmstadt

Bis Anfang Dezember werden bei den Jüdischen Kulturwochen in Darmstadt auch Konzerte, Kunst, Kochkurse und Comedy geboten. Heute Abend Eröffnung und Podiumsdiskussion in der Centralstation.

In der Centralstation in Darmstadt werden an diesem Dienstagabend, 3. September, die sechsten Jüdischen Kulturwochen eröffnet. Auf dem Programm des dreimonatigen Veranstaltungsreigens stehen bis Anfang Dezember auch Ausstellungen und Konzerte, Kochkurse, künstlerische und humorvolle Darbietungen sowie Einblicke in das religiöse Leben der Jüdischen Gemeinde.

Zum ersten Mal wurden Jüdische Kulturwochen in Darmstadt 2018 anlässlich der Eröffnung der Synagoge vor 30 Jahren gefeiert. Die Liberale Synagoge an der Friedrichstraße und die Orthodoxe Synagoge an der Bleichstraße in der Darmstädter Innenstadt waren in der Reichspogromnacht 1938 ebenso wie das Gebetshaus an der Modaubrücke in Eberstadt zerstört worden.

Gedenkstätten erinnern in Darmstadt an einstige Synagogen

An die Orthodoxe Synagoge erinnert heute noch eine Gedenkanlage am Haus Bleichstraße 2 (Ecke zur Grafenstraße), und nur einige Schritte entfernt befindet sich auf dem Gelände des Darmstädter Klinikums am Julius-Landsberger-Platz die 2009 eröffnete Gedenkstätte für die Liberale Synagoge.

Am Haus Osannstraße 11 im Paulusviertel, in dem sich einst die erste Synagoge der Jüdischen Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg und der Shoah befand, wurde zudem im vorigen Jahr eine Tafel angebracht, um auch hier auf die Geschichte des Ortes aufmerksam zu machen.

Jüdische Kulturwochen in Darmstadt werden in der Centralstation eröffnet

Eröffnet werden die Feierlichkeiten am Dienstagabend um 19.30 Uhr in der Centralstation durch den Darmstädter Oberbürgermeister Hanno Benz (SPD) und durch Daniel Neumann, den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde. Nach Angaben von Alexander Stoler, dem Kulturreferenten der Jüdischen Gemeinde Darmstadt, gibt es in der Centralstation noch genügend freie Plätze. Der Eintritt ist frei, eine Teilnahme jedoch nur nach vorheriger Anmeldung online unter www.jg-darmstadt.de/anmeldung möglich. Am Dienstagmorgen gab es noch mehr als 60 freie Plätze.

Darmstadt: Podiumsdiskussion zum Thema „Ist die jüdische Zukunft weiblich?“

Teil der Eröffnungsfeier ist auch eine Podiumsdiskussion über das Thema „Ist die jüdische Zukunft weiblich?“. Dabei soll mit Persönlichkeiten der jüdischen Gemeinschaft über die Rolle und den Einfluss von Frauen im jüdischen Leben heute und morgen diskutiert werden. Moderiert wird die Diskussion von Sabena Donath, die seit 2012 Leiterin der Bildungsabteilung und zugleich Direktorin der entstehenden Jüdischen Akademie des Zentralrats der Juden in Deutschland ist.

Podiumsgäste sind Hanna Veiler, die Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland und Preisträgerin des Preises „Frau Europas 2024“, die politische Bildnerin und Künstlerin Maya Roisman, die Mitglied der Jüdischen Gemeinde Darmstadt ist und Anna Segal, die Geschäftsführerin der Gemeinde „Kahal Adass Jisorel“ in Berlin. Musikalisch wird der Abend von der Klarinettistin Dana Barak und Uriah Tutter am Violoncello. Anschließend gibt es israelische Canapés und Weine.

Jüdische Gemeinde Darmstadt lädt am Sonntag zum Tag der offenen Tür ein

Die Gemeinde lädt dann am kommenden Sonntag, 8. September, zu einem Tag der offenen Tür in die Neue Synagoge, Wilhelm-Glässing-Straße 26, ein. In der Zeit von 11 bis 16 Uhr stehen das Jüdische Museum und das Gotteshaus allen interessierten Besucherinnen und Besuchern offen. Sie werden die Möglichkeit bekommen, einen Blick in das Zentrum jüdischen Lebens in Darmstadt zu werfen. Um 11 Uhr und um 14 Uhr werden Führungen angeboten. Anschließend werden Fragen beantwortet.

Zwischen 12.30 Uhr und 13.45 Uhr werden Köstlichkeiten aus Israel gereicht und eine koschere Weinprobe angeboten. Die Darmstädter Gruppe der „Womens International Zionist Organisation“ wird mit einem Bücherstand zu jüdischen und israelischen Themen sowie einem Judaica-Stand vertreten sein.

Oberbürgermeister Benz: Klare Absage gegen Antisemitismus in jedweder Form

Der Darmstädter Oberbürgermeister Hanno Benz äußerte, nach dem „schrecklichen Massaker der Hamas-Terroristen vom 7. Oktober 2023“ seien die seit 2018 bestehenden Darmstädter Jüdischen Kulturwochen „besonders wertvoll“, weil sie vom jüdischen Credo des ‚LeChajim!‘ (Auf das Leben!) inspiriert seien.

Die Stadt erteile „dem Antisemitismus in jedweder Form eine klare Absage“, und man habe in diesem Jahr bewusst die vollwertige Partnerschaft mit der nordisraelischen Stadt Naharija besiegelt, die im Februar kommenden Jahres seine Gründung vor 90 Jahren feiern wolle, so Benz.

Gemeindevorsitzender Neumann teilte mit: „Auch wenn oder gerade weil sich das Leben für Juden in Deutschland nach dem 7. Oktober 2023 und dem barbarischen Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel spürbar verändert hat und der Antisemitismus seither weltweit noch sichtbarer und aggressiver auftritt, freuen wir uns auf die Jüdischen Kulturwochen 2024.“ Denn jüdisches Leben, jüdische Religion und jüdische Kultur gehörten „mitten hinein in die deutsche Gesellschaft – gerade jetzt und mehr denn je, so Neumann.

Konzerte, Kunst, Kochkurse und Comedy bei den Jüdischen Kulturwochen in Darmstadt

Am Sonntag, 15. September, präsentieren von 18 Uhr an „Karolina Trybala & Mame Tate“ in der Bessunger Knabenschule jüdische Tangos und Chansons aus Lemberg, Warschau, Berlin und Paris. Zwei Tage später, am Dienstag, 17. September, wird um 18 Uhr die Ausstellung „Meine jüdischen Eltern, meine polnischen Eltern“ im Deutschen Polen-Institut im Darmstädter Residenzschloss eröffnet. Die Schau wird bis zum 30. November gezeigt. Der Eintritt ist frei.

Auf dem Programm stehen auch ein Kunstevent in der Synagoge am 22. September, zwei Führungen über den Jüdischen Friedhof am gleichen Tag, eine Jewish Comedy Night in der Galerie Kurzweil, Bismarckstraße 133 am 27. Oktober, Konzerte sowie Back- und Kochkurse.

Das komplette Programm und Tickets gibt es online unter www.jg-darmstadt.de/kulturwochen

(Quelle: fr.de)

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