„Man fühlt sich alleingelassen": Daniel Neumann und Philip Krämer sprechen über Antisemitismus und Erinnerungskultur
Stattdessen erreichte das Land eine Welle von Antisemitismus. „Die Zivilgesellschaft hat im Gegensatz zu Politik und Medien weitgehend kühl und zurückhaltend reagiert. Man fühlt sich alleingelassen", äußerte sich Daniel Neumann, Direktor des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen, in der Alten Synagoge in Auerbach verwundert und enttäuscht. Sonntagsreden allein seien nichts wert, wenn Mitgefühl und Empathie nicht vorhanden sind. Es fehle das Verständnis, welche Gefühle es in Juden, die immer im Schatten der Schoah groß geworden sind, auslöst, ihren "sicher geglaubten Zufluchtsort Israel, ein Land, das uns im Ernstfall nicht die Türe vor der Nase verschließt", zu verlieren.
Er selbst betrachte Israel als seine „spirituelle Heimat", gleichwohl es nicht der Ort sei, "wo ich meinen Lebensabend verbringen wollte". Bei aller berechtigten Kritik an der israelischen Regierung und ihren Entscheidungen stehe man fest an der Seite Israels. Es gehe um das überleben des einzigen jüdischen Staates.