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14.02.2022

Sklaverei vs. Freiheit - Parashat Mishpatim von Daniel Neumann 28.01.2022

Parasha Darmstadt

Eine Grundfeste des Judentums und der Tora ist die Freiheit. Die Freiheit des Einzelnen und die kollektive Freiheit. Umso erstaunlicher ist es, dass im 2. Buch Moses das Institut der Sklaverei behandelt wird.

Dort heißt es: "Wenn Du dir einen Sklaven kaufst..." (Exodus 21:2). Da Sklaverei - so wie sie gemeinhin verstanden wird - allerdings in krassem Widerspruch zu dem Freiheitsideal der Tora steht, kann hier irgendetwas nicht stimmen. Stattdessen liegt es näher, dass ein allgemein bekannter Begriff, ein weithin praktiziertes menschenverachtendes Institut, einer kompletten Renovierung unterzogen wurde. Sprachlich wie inhaltlich. Denn das, was hier beschrieben wird, ist ein Verhältnis, dass keinesfalls auf Menschenraub oder Entführung und menschenverachtender Behandlung gründet, sondern ein Dienstverhältnis, in dem die Würde und die Menschlichkeit des sog. "Sklaven" (oder genauer: des Schuldknechts) gewahrt werden muss. Und zwar so weitgehend und umfassend, dass es im Talmud heißt : "Wer sich einen hebräischen Sklaven kauft, der kauft sich einen Herren" (Babylonischer Talmud Kidduschin 20a).

Kommentar von Daniel Neumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Darmstadt, zur wöchentlichen Toralesung.