29.10.2018

Kritischer Blick auf Rap-Texte

Darmstadt

Junge Juden widmen sich in einem Seminar im Rahmen der Jüdischen Kulturwochen auch dem Thema „Musik und Antisemitismus“. Gerade in der Rap-Szene sei viel Hass zu spüren, so die Erfahrung.

Wir waren froh, dass unsere Plakate zu den jüdischen Kulturwochen nicht beschmiert wurden“, sagt Alexander Stoler, Kulturreferent der jüdischen Gemeinde in Darmstadt. So weit sei es mittlerweile gekommen: dass man sich über solche Kleinigkeiten schon freue. Rassismus im Allgemeinen, Antisemitismus im Speziellen, seien in Deutschland wieder gewachsen, stellt Stoler fest. Eine Rolle spielte dieses Thema auch beim „Semester Opening Shabbes“-Seminar. Während der jüdischen Kulturwochen organisierte die Gemeinde dieses Wochenendseminar für junge jüdische Erwachsene.

70 Teilnehmer im Alter von 18 bis 35 Jahren aus ganz Deutschland und der Schweiz waren zu diesem Seminar gekommen. Vier nicht jüdische Teilnehmer waren ebenfalls dabei; diese gehörten zum Beispiel der deutsch-israelischen Gesellschaft an, berichtete Stolzer. Andere Juden im eigenen Alter kennenlernen, gemeinsam den Glauben leben und auch thematisches Arbeiten standen auf dem Programm.

Am Samstagnachmittag fanden sich die Teilnehmer zu der Diskussion „Musik und Antisemitismus“ im Großen Saal der jüdischen Gemeinde zusammen. Der Berliner Rapper Ben Salomo, Musiker Yuriy Gurzhy sowie Aaron Serota, Vorstand der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, erzählten von ihren Erfahrungen. Es müsse mehr Aufklärung stattfinden und man dürfe nicht weiter die Stereotypen bedienen, war der allgemeine Konsens.

Künstler werden zu Vorbildern

Gerade in der Rap-Szene bekomme man viel Hass zu spüren. Oftmals werde dann argumentiert, das sei Kunst, aber „wenn sie meinen, was sie sagen, dann ist das keine Kunst, sondern Antisemitismus“, so Ben Salomo. Aaron Serota stimmte zu: „Man muss sich bewusst machen: Was höre ich da? Womit identifiziere ich mich? Künstler werden zu Vorbildern der jungen Leute.“ Auch im Alltag gebe es häufiger Probleme, berichtete Serota. Kinder kämen zu ihm, weil sie in der Schule als Schuldige angefeindet würden, wenn in Israel etwas passiere. Selbst als Erwachsener sei es manchmal nicht leicht, damit umzugehen.

Um Antisemitismus heute zu bekämpfen, reiche es nicht aus, bei sozialen Netzwerken etwas zu posten, aber es könne ein Anfang sein, meinte Salomo. Er wolle durch seine Posts vor allem die stille Mitte der Gesellschaft erreichen. Die Mitleser zu motivieren und sie dazu zu bringen, sich zu positionieren, sei ihm wichtiger als die Hasskommentare und Drohungen, die er bekomme. Serota sieht die Politik in der Verantwortung, zu handeln: „Es reicht nicht, als Politiker zu sagen, dass man gegen Antisemitismus ist. Da muss man mehr tun.“ Gurzhy setzt auf Aufklärung. Man müsse die richtige Form finden, um die jeweiligen Gesellschaftsgruppen anzusprechen, erklärte er.

Später, nach dem Gebet zum Schabbat-Ausgang, gab es eine gemeinsame Hawdala-Zeremonie, um den Schabbat zu verabschieden. Hierbei wurde die geflochtene Hawdala-Kerze angezündet, gesungen und verschiedene Segenssprüche über Wein, Gewürze und Licht gesprochen. Einen weltlichen Ausklang fand das gemeinsame Wochenende am Samstagabend mit einer öffentlichen Party in der Galerie Kurzweil.

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