16.08.2021

Darmstadt: 100-Tage-Programm widmet sich dem jüdischen Leben

Darmstadt

Die Stadt Darmstadt will von Anfang September bis Ende November die vielfältigen Beiträge von Jüdinnen und Juden in der Vergangenheit und der Gegenwart würdigen. Geplant sind auch Vorträge, Workshops, Ausstellungen, Filmvorführungen, Konzerte, Theateraufführungen und Exkursionen.

Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum: Seit 1700 Jahren leben Jüdinnen und Juden auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Die Stadt Darmstadt wird von Anfang September an mit dem Programm „100 Tage, 1700 Jahre – Jüdisches Leben in Darmstadt“ das besondere Jubiläum mit einem vielfältigen Veranstaltungsreigen würdigen. Geplant sind mehr als 60 Veranstaltungen, die von mehr als 30 Institutionen sowie Akteurinnen und Akteuren angeboten werden

Programm „100 Tage, 1700 Jahre: Jüdisches Leben in Darmstadt“

Intention der Stadt ist es, an die vielfältigen Beiträge von Jüdinnen und Juden in der Vergangenheit und der Gegenwart zu erinnern und diese zu würdigen, um „das facettenreiche jüdische Leben in Darmstadt noch sichtbarer zu machen und farbenfroh zu zeigen“, wie es Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) bei der Vorstellung des hunderttägigen Programms formulierte.

Darmstadt, so der OB, sei „eine jüdisch geprägte Stadt“. Die Veranstaltungsreihe sei auch „ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung und der Dankbarkeit für das, was jüdische Bürgerinnen und Bürger seit Jahrhunderten eingebracht und geleistet haben“. Zugleich, so Partsch, soll damit „ein klares Zeichen gegen jede Form von Antisemitismus gesetzt werden“. Judenhass, wie er jüngst auch aus den Reihen von Impfgegnern und Anhängerinnen und Anhängern von Verschwörungserzählungen zu vernehmen gewesen sei, müsse „vehement und couragiert entgegengetreten werden“, so Partsch.

Jüdisches Leben in Vergangenheit und Gegenwart beleuchten

Daniel Neumann, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Darmstadt, äußerte, es sei herausfordernd und zugleich unmöglich, 1700 Jahre jüdisches Leben in 100 Tagen zu präsentieren. Schließlich gehe es darum, jüdisches Leben in Vergangenheit und Gegenwart auf deutschem und Darmstädter Boden zu beleuchten. Und die Shoa lenke auch die Aufmerksamkeit davon ab, dass Jüdinnen und Juden „einfach nur Teil der deutschen Gesellschaft sein wollen“.

In seinem Grußwort im 44 Seiten umfassenden Veranstaltungsprogramm, das in den nächsten Tagen an vielen Stellen in der Stadt ausliegt, schreibt Neumann: „Wir haben verändert, investiert, geopfert, befruchtet und beigetragen und wurden vertrieben, verachtet, missioniert, zwangskonvertiert oder vernichtet. Aber wir sind immer noch da.“

Stadt Darmstadt, Jüdische Gemeinde und Kultureinrichtungen kooperieren

Um das besondere Programm zu gestalten, haben sich die Stadt Darmstadt, die Jüdische Gemeinde Darmstadt und die Centralstation mit weiteren Kultureinrichtungen und vielen zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren zusammengetan.

Geboten werden Vorträge und Workshops für Kinder und Erwachsene, Filmvorführungen und Konzerte, Kunstausstellungen und Theateraufführungen.

Und auch mit Exkursionen und Radiosendungen, einer Comic-Anthologie sowie einem Film von und mit Jugendlichen sollen viele Jahrhunderte Judentum in und um Darmstadt wieder lebendig gemacht werden und zugleich zum Zuhören und Mitmachen einladen.

Großzügig gefördert wird das Programm vom Kulturfonds Frankfurt/Rhein-Main.

Auftakt des Veranstaltungsreigens im Staatstheater Darmstadt

Zum Auftakt und zur feierlichen Eröffnung des Veranstaltungsreigens werden die Sopranistin Megan Marie und der Pianisten Giacomo Marignani im Hessischen Staatstheater Darmstadt am Sonntag, 5. September, von 18 Uhr einen Liederabend unter dem Motto ‚Famous Musicians of Jewish Origin“ gestalten.

Auf dem Programm stehen auch Vorträge und Veranstaltungen zu berühmten Kunstschaffenden jüdischer Herkunft wie der Maler Max Liebermann, der Lyriker Paul Celan, der Schriftsteller Jakob Wassermann, die Dichterin Ruth Klüger oder der Architekt Alfred Messel, der Erbauer des Hessischen Landesmuseums.

Weitere Vorträge werden Teilaspekte jüdischer Geschichte und der jüdischen Gegenwartskultur in den Blick nehmen. Auch soll an die vielen während der Nazi-Herrschaft ermordeten Jüdinnen und Juden gedacht werden. Das Musikprogramm schlägt die Brücke von chassidischer Musik und Klezmer über Operettenstücke bis hin zu Chansons.

Infos: https://100tage1700jahre.de

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