17.09.2021

"Gerechte vs. Aufrechte" - Parashat Haazinu von Daniel Neumann (17.09.2021)

Parasha Darmstadt

Es ist ein Vers, den jeder kennt, der schon einmal an einer jüdischen Beerdigung teilgenommen hat. "Der Fels ist vollkommen..." (5. Buch Moses 32:4). Er ist Ausdruck der Gerechtigkeit des Urteilsspruches, der gerade in Zeiten der Trauer und der Verzweiflung betont wird.

Daneben bietet dieser Vers nach Rabbiner Jay Kerman allerdings noch mehr als das: er bietet für den Netziv, Rabbiner Zwischen Jehuda Berlin in seinem Kommentar zur Einleitung des Buches Bereshit, die Grundlage für eine wesentliche Unterscheidung zweier Typen: der Zaddikim, also der Gerechten und der Jescharim, also der Geraden oder Aufrechten. Und während erstere durch ihre bedingungslose Konzentration auf ihr Verhältnis zu G"tt selbst und ihre Intoleranz für andere Lebenswege grundlosen Hass und letztlich nur Zerstörung herbeiführen, sind es die letzteren, die sich auf die Pflege des Zwischenmenschlichen konzentrieren. Die die Gebote über das Verhältnis der Menschen untereinander betonen und andere Lehren, Lebensentwürfe und Lebenswege als Teil einer vielfältigen und pluralen Welt akzeptieren. Und nur so kann G"tt und den Menschen genüge getan und grundloser Hass, Zerstörung und Vertreibung vermieden werden.

Kommentar von Daniel Neumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Darmstadt, zur wöchentlichen Toralesung.

 

Heute ist der

9. Adar II 5784 - 19. März 2024